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„Therapie heißt nicht, dass man irre ist“

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„Therapie heißt nicht, dass man irre ist“

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Die Sache mit ihrem Nachnamen wurde für Natalia Avelon irgendwann zur Sinnfrage ihres Lebens. „Wer bin ich eigentlich? Mein Name hat sich so oft verändert im Leben, ohne, dass ich geheiratet habe, und das steht eigentlich auch für meine ganze Existenz“, sagt die Schauspielerin im Gespräch mit BILD. Hier ist die Episode bei Spotify. Und hier bei Apple. Natalia Avelon kam mit acht Jahren nach Deutschland Zur Welt kam das hübsche Mädchen mit den großen braunen Augen am 29. März 1980 in Breslau/Polen, ihre Eltern waren nicht verheiratet. Die Schauspielerin und Sängerin nennt ihren leiblichen Vater „meinen Erzeuger. Ich bekam den Geburtsnamen meiner Mutter, Badarycz. Von meinem Erzeuger hatte ich nicht mal den Nachnamen“. Sie lächelt. „Als ich acht Jahre alt war, übersiedelten wir nach Deutschland. Nach Ettlingen nahe Karlsruhe. Ich konnte kein Wort Deutsch, als ich eingeschult wurde. Zwei Jahre später verließ meine Mutter meinen Erzeuger und heiratete meinen Papa. Er adoptierte mich, gab mir Liebe und zog mich groß.“ Damals wurde aus ihr Natalia Siwek (gesprochen Schiwek). 1984 in Breslau: Natalia als Vierjährige mit Vokuhila-Frisur – das selbst weiter-geschnittene Ergebnis eines verpfuschten Besuchs beim Friseur Foto: Privat Doch der Name war viel zu kompliziert. „Jeder verhunzte ihn, das nervte mich. An meinem achtzehnten Geburtstag suchte ich mir einen Künstlernamen. Ich machte zwar mein Abitur, aber mir war schon in der Grundschule klar, dass ich eines Tages auf die Bühne wollte. Im Kindergarten hatte ich bereits Ballettunterricht und war bei jeder Aufführung unendlich stolz“, erinnert sich Natalia. 1980: Natalia Avelon mit ihrer Mutter am Tag ihrer Taufe im polnischen Jawor Foto: Privat Ein Freund von ihr, ein Regisseur aus Stuttgart mit spirituellen Fähigkeiten, nahm sein Pendel und wählte für sie den Namen Avalon. „Das gefiel mir nicht. Ich wandelte ihn um in Avelon und ließ mir den Namen im Pass als Künstlernamen eintragen.“ 1999: Weil Natalia (damals 19) 2000 auszog, kaufte sich ihre Mutter als „Tochterersatz“ einen Dackel Foto: Privat Mit dem Film „Das wilde Leben“ wurde sie zum Star Für ihre streng katholischen Großeltern und die Eltern sei das „okay“ gewesen. „Jedoch fühlte ich mich irgendwann vollkommen entwurzelt. Bin ich Polin? Oder Deutsche? Welche ist meine wahre Identität, wenn nicht mal mein Name echt ist? Das machte mir schwer zu schaffen.“ Etwa zur gleichen Zeit, es war das Jahr 2007, feierte Natalia Avelon mit diesem Namen ihren internationalen Durchbruch im Kinofilm „Das wilde Leben“. Durchbruch: Natalia Avelon (damals 27) als Uschi Obermaier in „Das wilde Leben“ (2007) Foto: picture alliance/United Archives Natalia verkörperte Uschi Obermaier, Ex-Fotomodell, Sex-Ikone der 68-er Generation und Star-Groupie (u.a. von Mick Jagger und Keith Richards) und wurde quasi über Nacht zum Superstar. „Plötzlich war der Name Natalia Avelon berühmt“, sagt sie. Dabei spielte sie schon 2002 in „Der Schuh des Manitou – extra large“ von Michael „Bully“ Herbig. Aber: „Damals war ich nicht präsent in der Öffentlichkeit. Ich spielte eine Türkin, eine Jüdin und eine Ärztin, die vergewaltigt wurde. Ich war Mutter und Geliebte. Als Schauspielerin möchte man ja möglichst facettenreich sein. Doch bis heute wird mein Name vor allem mit der Rolle der Uschi Obermaier in Verbindung gebracht.“ 1969: (Die echte) Uschi Obermaier (damals 23, heute 78) mit Rainer Langhans (damals 29, heute 84), dem Gründer der legendären Hippie-Wohn- und Lebensgemeinschaft „Kommune 1“ Foto: picture alliance / SZ Photo Manchmal fühle sie sich wie ihre Kolleginnen Sonja Kirchberger, Sharon Stone oder Julia Roberts. „Jede von ihnen hat so viele Filme gedreht. Aber an Sharon Stone bleibt für alle Zeiten ‚Basic Instinct‘ haften, an Julia Roberts ‚Pretty Woman‘, an Sonja ‚Die Venusfalle‘ – und an mir ‚Das wahre Leben‘.“ „In Bezug auf Männer und Beziehung hatte ich nie das beste Händchen“ Inzwischen habe sie das akzeptiert, „anfangs wollte ich nur raus aus diesem Klischee“. Sie habe viel Neid und Missgunst nach diesem Film erfahren. „Die Produzenten und Regisseure wollten mich nur noch für sexy Rollen besetzen. Die Frauen meiner männlichen Kollegen hatten Angst, ich würde ihnen den Mann ausspannen. Das war keine einfache Zeit für mich. Dazu meine eigene Selbstfindungsphase. Auch in Bezug auf Männer und Beziehung hatte ich nie das beste Händchen. Es sollte viele Jahre und mehrere Beziehungen dauern, bis ich das Muster durchbrechen konnte. Erst heute weiß ich, wie eine glückliche Partnerschaft sein kann. Dass ich auch mal Hilfe annehmen darf und aufrichtig geliebt werde. Früher habe ich sogar die Winterreifen allein in den Keller geschleppt. Heute genieße ich es, wenn Otto mir meinen Koffer trägt oder etwas für mich kocht, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme – wie ich für ihn.“ Im Herbst 2024 machten Natalia Avelon und „LOL“-Produzent Otto Steiner (61) ihre Liebe öffentlich Foto: Getty Images Sie lächelt, wenn sie von ihrem Lebensgefährten Otto Steiner (seit Sommer 2024) erzählt. „Er lebt in München und ist mein Zuhause. Ich liebe Kinder, habe mir immer eine Familie gewünscht. Mal schauen, was der liebe Gott noch vorhat mit mir. Ich bin für alles offen, auch für ein Baby.“ Mit 30 suchte sich Natalia Avelon einen Therapeuten Was nur ihr engstes Umfeld weiß: Natalia suchte sich im Alter von etwa dreißig Jahren einen Therapeuten. „Wir haben viel geredet. Er half mir, mich mit wirklich schwierigen Themen meiner Jugend auseinanderzusetzen. Heute bin ich austherapiert und stolz darauf, dass ich das gemacht habe. Therapie heißt nicht, dass man irre ist. Sondern, dass man den Mut hat, seine Ängste, Gedanken und Gefühle offen anzusprechen. Ich kann das jedem nur empfehlen. Es hilft, mit einer neutralen Person zu reden.“ Lesen Sie auch Hollywood-Stylist über irre Vorbereitungen: Warum ein Oscar-Look 2 Mio. Dollar kosten kann Ein Oscar-Look kann Millionen kosten, erklärt Hollywood-Stylist Katz die Vorbereitungen. Staatsanwalt fürchtet Blamage: Schleppende Ermittlungen zum Tod von Gene Hackman Der Tod von Hollywood-Titan Gene Hackman und seiner Frau Betsy wirft viele Fragen auf. ... Ob mit oder ohne Künstlername, Natalia Avelon weiß inzwischen, wer sie ist. „Kosmopolit. Mensch. Frau. Riesenherz und Liebe. So würden mich meine Freunde wohl beschreiben. Ich bin Deutsche mit polnischen Wurzeln.“ Sie wirkt entspannt. „Ich glaube an Gott, obwohl ich aus der Kirche austreten möchte. Gott ist für mich Ausdruck von Energie und Liebe. Auch mag ich Traditionen. Ich bin ein Freigeist, und doch sind mir Werte wichtig. Für mich zählt der Mensch, unabhängig von Religion, Geschlecht, Sexualität.“ Die starken Frauen in ihrer Familie haben sie geprägt. „Meine Oma und meine Mama. Bevor Oma starb, fragte ich sie, ob sie Opa noch einmal heiraten würde. Ihre Antwort war: ‚Nein! Ich würde nicht noch mal drei Kinder bekommen, ständig putzen und kochen und den Haushalt führen.‘“ Das imponierte Natalia. 2007: Natalia Avelon (damals 29) feiert Weihnachten mit ihren Großeltern Foto: Privat Auch ihre Mutter, inzwischen 68 Jahre alt, wagte 2024 noch einmal einen Neuanfang und trennte sich von Natalias Papa. „Ein mutiger Schritt. Es war für uns als Familie nicht einfach“ Sie kümmert sich heute liebevoll um beide. Die Sache mit ihrem Namen ist heute fein für Natalia Avelon. Drei Fragen, drei Antworten BILD: Was lesen Sie gerade? Natalia Avelon: „,Nachmittage‘ von Ferdinand von Schirach.“ Was ist Ihr Sonntagsritual? Avelon: „Ein Waldspaziergang und Quatsch machen mit den Kindern meiner besten Freundin.“ Worauf freuen Sie sich in der nächsten Woche besonders? Avelon: „Ich freue mich, kommende Woche die Karnevalkultur von Düsseldorf kennenzulernen! Das ist besonders für jemanden aus Berlin.“

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